LÖWENZAHNHONIG OHNE HONIG
Löwenzahnhonig ist ja eigentlich kein richtiger Honig, aber er hat dessen Konsistenz, die goldgelbe Farbe und er schmeckt auch wie der von Bienen produzierte Honig.
Wenn also im April die Löwenzahnblüten knallig gelb in unserem Garten blühen, pflücke ich ein paar und koche Honig daraus.
Was steckt im Löwenzahn?
Löwenzahn ist von der Blüte bis zur Wurzel essbar. In der Pflanze, die hauptsächlich von April bis Juni blüht, stecken unter anderem nennenswert große Mengen der Vitamine A, B1, C und E. Ein Teil des Vitamin A wird beim Erhitzen zerstört, aber immerhin bleiben ca. 80% auch danach noch enthalten. Weiterhin finden sich im Löwenzahn die Mineralstoffe Kalzium, Kalium und Magnesium.
Besonders die Stängel und die Blätter enthalten wertvolle Bitterstoffe, aber davon landet nichts in diesem Löwenzahnhonig, da ich für den Honig lediglich die Blüten verwende. Du kannst aber die Stiele beispielsweise mit etwas Knoblauch und Öl dünsten und eine Tomatensauce dazu kochen. Ein interessantes Rezept habe ich auf chefkoch.de gefunden.
Die Blätter des Löwenzahn kommen bei mir regelmäßig zusammen mit anderen Wiesenkräutern und essbaren Blüten in Salate und Pestos.
Warum kein "echter Honig"?
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Teil schreiben soll! Denn schließlich bist du höchst wahrscheinlich hier, um einfach nur ein mega leckeres Rezept für Löwenzahnhonig zu finden. Und du möchtest vielleicht gar nicht mit einem Thema konfrontiert werden, über das aus meiner Sicht viel zu selten gesprochen wird. Nun ja. Du kannst ja die folgenden Absätze einfach überspringen und weiter scrollen bis zum Rezept. 🙂
Nahrung für den Nachwuchs
Der vielleicht einleuchtendste Grund dafür, keinen von Bienen produzierten Honig zu essen, ist die Tatsache, dass Bienen 🐝 nicht aus Spaß Tag für Tag ausschwärmen, um mühsam an unzählige Blüten anzudocken und deren Pollen und Nektar einzusammeln. Sie brauchen den Honig, den sie herstellen, als Futtermittel für ihren Nachwuchs! Durch wiederholtes Erbrechen und Wiederaufnehmen von Pollen und Nektar wird das enthaltene Wasser entzogen und es entsteht Honig. Er enthält wichtige Enzyme und Abwehrstoffe, die die Bienen stärken und gegen bestimmte Krankheiten schützen.
Massentierhaltung
In der konventionellen Honigproduktion, die in der Regel nicht ohne Massentierhaltung und Tierleid funktioniert, füttert man die Bienen mit einer Ersatznahrung. Diese Ersatznahrung kommt jedoch nicht an den echten Honig heran. Sie macht die Bienenvölker anfällig für Erkrankungen. Hinzu kommt, dass sie durch die Wegnahme des Honigs ständig weitere Pollen und Nektar in den künstlichen Bienenstock, der nicht wirklich viel mit einem natürlichen Bienenstock gemein hat, eintragen müssen.
Unfreiwillige Samenspende, Verstümmelung und Vergewaltigung
Das klingt jetzt vielleicht erstmal nach einer Clickbait-Überschrift, ist aber leider vollkommen ernst gemeint.
Um möglichst wirtschaftlich Honig produzieren (lassen) zu können, werden Bienenvölker gezüchtet. Das Wort "züchten" klingt immer so harmlos, was aber damit gemeint ist ist Folgendes: Man entnimmt Bienen-Drohnen Sperma und befruchtet damit eine Königin. Diese wird betäubt, in eine kleine enge Röhre geschoben und dann mit Hilfe einer Besamungskanüle künstlich befruchtet. Ich habe einen ausführlichen Bericht mit (für mich verstörenden) Fotos auf der Seite von besamungsgeraet.de und ein nicht weniger beklemmendes Video auf dem YouTube Kanal von top agrar gefunden.
Ein weiterer Fakt ist, dass es völlig legal ist, Bienenköniginnen am Ausschwärmen zu hindern, indem man ihnen die Flügel stutzt.
"... So ist es in der konventionellen Honiggewinnung beispielsweise erlaubt, der Bienenkönigin die Flügel zu stutzen. Auch dass die Königin trotz einer Lebenserwartung von bis zu sechs Jahren nach einer Saison getötet wird, stimmt. Die “neue” Königin ist nämlich vielleicht produktiver? Es ist erlaubt, den Tieren den ganzen Honig wegzunehmen und sie mit Zuckerwasser zu überwintern. Es werden chemische Mittel zur Bekämpfung der Varroa-Milbe eingesetzt – völlig legitim. Auch die Verwendung von Pestiziden sind im Ausland im Inneren des Bienenstockes erlaubt."
Zitat von honig-und-bienen.de
Ich habe einen interessanten Artikel auf der Seite Honig und Bienen gefunden (Auszug daraus im Zitat oben), in dem erstaunlich offen über diese unschönen Seiten der Honigproduktion berichtet wird. Es wird aber auch darauf hingewiesen, dass es durchaus auch naturnahe Imker gibt, die deutlich achtsamer und verantwortungsvoller mit "ihren" Bienenvölkern umgehen. Ja, das mag stimmen. Ich denke, dass man gut hinsehen muss. Und damit meine ich: wirklich hinsehen! Also zum Imker nebenan gehen und nachhaken:
- Stutzt du den Königinnen die Flügel?
- Fütterst du Zuckerlösung, oder erntest du lediglich den zu viel produzierten Honig der Bienen
- Züchtest du Bienen? Und wie GENAU funktioniert das?
- ...
Zuletzt bleibt jedoch immer die ethische Frage im Raum bestehen.
Good News! 🐝 🐝 🐝
Es gibt übrigens einen Bienenforscher hier bei mir im Norden von Deutschland, dem es ausschließlich und zu 100% um den Naturschutz und das Wohl der Bienen geht. Er baut Bienenstöcke, die denen von Wildbienen sehr nahe kommen und er kümmert und sorgt sich um die Bienen. Ein Dankeschön erwartet er dafür nicht und daher erntet er auch keinen Honig! Sein Name ist Torben Schiffer und in diesem kurzen Video des NDR wird er ganz gut vorgestellt.
Pimp deinen Löwenzahnhonig!
Okay, kommen wir zurück zum nicht echten, aber super leckeren Honig aus Löwenzahn. Das Grundrezept besteht aus Löwenzahnblüten, Zitronensaft, Zucker und Wasser. Ich pimpe das Ganze aber sehr gerne mit verschiedenen Gewürzen, wie zum Beispiel Tonkabohnen, Vanille oder Zimt. Hier im Rezept verwende ich geraspelte Tonkabohnen. Die schmecken nach einer Mischung aus Marzipan und Vanille.
Den heißen Löwenzahnhonig kannst du in saubere Gläser oder Flaschen abfüllen. 🙂
Rette sich wer kann!
Bevor du gleich auf die nächste Wiese stürmst um Löwenzahnblüten zu sammeln, möchte ich dir drei Dinge ans Herz legen:
- Nimm nur jede 5. oder 10. Blüte, um genug übrig zu lassen für die Bienen, Hummeln und anderen Insekten.
- Schau gut hin und sei achtsam beim Pflücken. Sichtbare Insekten und Spinnen, die auf den gelben Blüten sitzen oder sich sichtbar zwischen den Blütenblättern bewegen, solltest du vorsichtig auf andere Blüten setzen oder abstreifen. Stell dir dabei einfach vor, du sitzt nichts ahnend im Garten und plötzlich bebt die Erde, weil ein Riese dich samt Untergrund einfach weg pflückt. 😉
- Wenn du die Löwenzahnblüten später wäschst und kochst, bleib in der Nähe, um Insekten retten zu können, die du vorher nicht entdeckt hast und die nun zu ertrinken drohen.
Jetzt wird Löwenzahnhonig gekocht!
Zunächst sammelst du etwa eine Salatschüssel voll Löwenzahnblüten. Du kannst sie oberhalb des bitter schmeckenden Stängels abzupfen oder die kompletten Pflanzen pflücken. Die Stiele und Blätter kannst du dann später im Salat verwenden oder dünsten. (s. oben: "WAS STECKT IM LÖWENZAHN?") Für den Löwenzahnhonig verwendest du ausschließlich die Blütenköpfe! Gib die gesammelten Blüten in eine große Schüssel mit kaltem Wasser. Während du die Blüten im Wasser kurz hin und her bewegst, werden wahrscheinlich ein paar Insekten, die du beim Sammeln noch nicht sehen konntest, herausklettern. Sie werden versuchen an die Wasseroberfläche zu gelangen. Rette sie! Das geht mit einem Löffel ganz gut. Wenn die Löwenzahnblüten insekten- und spinnenfrei sind, gibst du sie zusammen mit der aufgeschnittenen Zitrone in einen Topf und kochst sie mit 1 Liter Wasser kurz auf. Den heißen Sud lässt du anschließend für mindestens 1 Stunde (noch besser über Nacht) durchziehen, damit so viele Inhaltsstoffe wie möglich aus den Löwenzahnblüten ins Wasser gelangen können. Der Löwenzahnsud wird nun durch einen Nussmilchbeutel* (s. Ende des Artikels) oder durch ein Baumwolltuch gefiltert und in einem Messbecher oder direkt in einem Topf aufgefangen. Gib den Zucker in den Sud und (wenn du magst) die geraspelten Tonkabohnen, Vanille oder Zimt. Wenn du kein zusätzliches Aroma in deinem Löwenzahnhonig möchtest, lass diese Zutat(en) einfach weg. Praxistipp: Praxistipp 2: ACHTUNG! Wenn das Löwenzahn-Zucker-Gemisch vollständig abgekühlt ist, ist es nochmal deutlich zähflüssiger als während des Kochens. Behalte das im Hinterkopf und warte nicht so lange, bis du bereits im Kochtopf eine zähflüssige Masse vorfindest. Denn wenn die später abgekühlt ist, hast du unter Umständen Bonbons 🙂
Du lässt den Sud mit dem Zucker nun gute 65-75 Minuten vor sich hin köcheln. Rühr' ab und zu (eher gegen Ende der Kochzeit) mal mit einem Schneebesen um.
Da das Kochen des Löwenzahnhonigs natürlich ziemlich viel Energie verbraucht, versuche ich immer, diesen Energieverbrauch ein bisschen zu relativieren. Zum Beispiel indem ich zu Beginn der Kochzeit die Hitze nutze, um in einem Dunstaufsatz Gemüse zu dünsten! Du kannst also während des Honigkochens auch gleich die Beilagen für dein Mittagessen zubereiten.
Wenn du den Löwenzahnsud nur 45-50 Minuten kochst, ist die Konsistenz sirupartig und noch nicht so zähflüssig wie Honig.
Ich fülle ihn daher immer in mehreren Portionen mit unterschiedlichen Konsistenzen ab.
Die erste Flasche ist dann ein leckerer Sirup und die zweite und dritte Flasche werden etwas länger gekocht, um Honig zu erhalten.
Aber auch die sind natürlich super lecker!
Praxistipp: Ein tolles Mitbringsel!
Aus der angegebenen Menge Löwenzahnblüten gewinnst du ca. 800 ml Sirup oder 600 ml Honig, je nachdem wie lange du den Sud einkochen lässt. Löwenzahnhonig (oder-sirup) hält sich mehrere Wochen im Kühlschrank.
Ich fülle ihn immer in kleine Gläschen oder Flaschen ab und verschenke ihn dann gerne an Menschen, die ich mag 🙂
Infos zum Nussmilchbeutel
* Nussmilchbeutel sind super praktisch zum Filtern von Flüssigkeiten. Mein Nussmilchbeutel ist inzwischen sechs oder sieben Jahre alt und wird voraussichtlich noch ewig halten. Die Investition von ca. 9,- Euro lohnt sich also auf jeden Fall, wenn du zukünftig öfter Löwenzahnhonig kochst oder gerne auch mal Pflanzenmilch selbst herstellen möchtest. Wenn du keinen Nussmilchbeutel besitzt, frag doch mal in der Nachbarschaft. Als Alternative kannst du aber auch ein Baumwolltuch verwenden oder einen Nylonstrumpf. Wenn es dich nicht stört, dass der ein oder andere gelbe Blütenblattfetzen im Honig landet, kannst du auch ein normales Sieb verwenden.
Gutes Rezept? Guter Artikel?
Sag mir deine Meinung! 🙂 Wie findest du das Rezept und was denkst du über den Absatz mit den Bienen? Hätte ich das Thema lieber auslassen sollen, oder ist es für dich okay? Hast du vielleicht andere Informationen? Schreib mir doch gerne oder hinterlasse einen Kommentar.
*Affiliate-Links: Ich verlinke in manchen Artikeln Produkte, die ich gut finde und empfehlen kann. Das bedeutet aber nicht, dass du diese Produkte auf den verlinkten Seiten bestellen musst. Die Links sollen dir in erster Linie als Informationsquelle dienen.
Zutaten
Zubereitung
Zunächst sammelst du etwa eine Salatschüssel voll Löwenzahnblüten. Du kannst sie oberhalb des bitter schmeckenden Stängels abzupfen oder die kompletten Pflanzen pflücken. Die Stiele und Blätter kannst du dann später im Salat verwenden oder dünsten. (s. oben: "WAS STECKT IM LÖWENZAHN?")
Für den Löwenzahnhonig verwendest du ausschließlich die Blütenköpfe!
Gib die gesammelten Blüten in eine große Schüssel mit kaltem Wasser.
Während du die Blüten im Wasser kurz hin und her bewegst, werden wahrscheinlich ein paar Insekten, die du beim Sammeln noch nicht sehen konntest, herausklettern. Sie werden versuchen an die Wasseroberfläche zu gelangen. Rette sie! Das geht mit einem Löffel ganz gut.
Wenn die Löwenzahnblüten insekten- und spinnenfrei sind, gibst du sie zusammen mit der aufgeschnittenen Zitrone in einen Topf und kochst sie mit 1 Liter Wasser kurz auf.
Den heißen Sud lässt du anschließend für mindestens 1 Stunde (noch besser über Nacht) durchziehen, damit so viele Inhaltsstoffe wie möglich aus den Löwenzahnblüten ins Wasser gelangen können.
Der Löwenzahnsud wird nun durch einen Nussmilchbeutel* (s. Ende des Artikels) oder durch ein Baumwolltuch gefiltert und in einem Messbecher oder direkt in einem Topf aufgefangen.
Gib den Zucker in den Sud und (wenn du magst) die geraspelten Tonkabohnen, Vanille oder Zimt. Wenn du kein zusätzliches Aroma in deinem Löwenzahnhonig möchtest, lass diese Zutat(en) einfach weg.
Praxistipp:
Du lässt den Sud mit dem Zucker nun gute 65-75 Minuten vor sich hin köcheln. Rühr' ab und zu (eher gegen Ende der Kochzeit) mal mit einem Schneebesen um.
Da das Kochen des Löwenzahnhonigs natürlich ziemlich viel Energie verbraucht, versuche ich immer, diesen Energieverbrauch ein bisschen zu relativieren. Zum Beispiel indem ich zu Beginn der Kochzeit die Hitze nutze, um in einem Dunstaufsatz Gemüse zu dünsten! Du kannst also während des Honigkochens auch gleich die Beilagen für dein Mittagessen zubereiten.
Praxistipp 2:
Wenn du den Löwenzahnsud nur 45-50 Minuten kochst, ist die Konsistenz sirupartig und noch nicht so zähflüssig wie Honig.
Ich fülle ihn daher immer in mehreren Portionen mit unterschiedlichen Konsistenzen ab.
Die erste Flasche ist dann ein leckerer Sirup und die zweite und dritte Flasche werden etwas länger gekocht, um Honig zu erhalten.
ACHTUNG! Wenn das Löwenzahn-Zucker-Gemisch vollständig abgekühlt ist, ist es nochmal deutlich zähflüssiger als während des Kochens. Behalte das im Hinterkopf und warte nicht so lange, bis du bereits im Kochtopf eine zähflüssige Masse vorfindest. Denn wenn die später abgekühlt ist, hast du unter Umständen Bonbons 🙂
Aber auch die sind natürlich super lecker!